Lass doch mal laufen - ein Plädoyer für mehr Emotionen und Verletzlichkeit im Alltag.

Lass doch mal laufen - ein Plädoyer für mehr Emotionen im Alltag

 

Ich bin heut früh durch die Felder gelaufen. Und plötzlich überkamen mich die Tränen. Ich musste einfach weinen. Ich schluchzte und dicke Tropfen liefen mir die Wangen runter.
Zuerst dachte ich „Was ist los mit mir? Woher kommt jetzt diese Traurigkeit? Wie soll ich das verstehen?“ Dann aber dachte ich: „Vielleicht muss ich jetzt ausnahmsweise grad mal gar nichts verstehen! Vielleicht darf ich mal einfach nur fühlen. Und fließen lassen!“

So oft verdrängen wir unsere Gefühle oder beginnen sofort sie zu analysieren und verstehen zu wollen. Wir haben Angst, dass uns unsere Emotionen überwältigen könnten, wir ihnen ausgeliefert sind und sie vielleicht nie mehr enden, wenn wir uns Ihnen einmal hingeben. Wir wollen sofort wissen, was sie uns sagen wollen. Für uns selbst und um uns vor Anderen für unsere Gefühle rechtfertigen zu können. Um möglichst sofort aussprechen zu können, was mit uns los ist und was wir grad brauchen.

Ich selbst bin da ganz vorn mit dabei. Als Trainerin für Kommunikation und Emotionale Intelligenz hab ich ja ziemlich viel mit Gefühlen zu tun. Ich „kenne“ jede Emotion theoretisch auswendig. Ich weiß, wozu Wut da ist, wie uns Neid im Leben helfen möchte und warum wir Schuldgefühle haben. Ich verstehe die „Sprache unserer Seele“ und kann sagen, welches Bedürfnis mit welcher Emotion zum Ausdruck gebracht werden soll. Und ich plädiere ja immer dafür, die eigenen Gefühle und Bedürfnisse in Worte zu bringen, um ehrlicher und klarer zu kommunizieren.

Heute früh hab ich aber wieder einmal selbst erlebt, wie wichtig es ist, Gefühle erst mal einfach fließen zu lassen, bevor man beginnt sie „auseinander zu rupfen“ und verstehen zu wollen. Das ist soooo kraftvoll! Und so kostbar! Denn Gefühle sind wie Wellen. Sie kommen und sie gehen wieder. Sie bleiben nicht für immer.

Schon nach fünf oder zehn Minuten wurde etwas in mir frei. Ich musste tief seufzen. Und auf einmal war da Freude, Tiefe, Dankbarkeit und Klarheit

Und dann dachte ich:

Mit den Emotionen ist es wie mit so vielem anderen im Leben:
Hör auf, die Dinge kontrollieren zu wollen!
Alles fließt!

Hab Vertrauen!

Lass doch mal laufen!

Kommentar schreiben

Kommentare: 0